Erbaut 1897 bis 1900 durch den Regierungs-Baumeister August Senz als „Evangelische Stadtkirche” der damals selbständigen Stadt Werden an der Ruhr, im „Stil der Deutschen Renaissance der Reformationszeit”, wie Senz selber seine Kirche beschreibt. Eingeweiht am 24.06.1900.
Als Zentralbau errichtet, erwartet den Besucher ein lichtdurchfluteter‚ weiter und warmer hoher Raum, dessen Kuppel von vier mächtigen, hochstrebenden Säulen getragen wird. Überall findet man organische Farben, Pannen und Gebilde: Zweige, Blätter, Früchte, Weinlaub, Lorbeer, Palmwedel und Blüten: Rosen, Passionsblumen, rote Lilien in den Türgläsern, bunte Feldblumen und Muscheln (Erde und Wasser) auf den 26 Fenstern des Sockelgeschosses. Lange Schmuckbänder aus blühenden Ranken und Früchten ziehen sich bis „in den Himmel” hinauf und verbinden alles, was blüht und lebt. Mit dem Jugendstil feiert man hier die Schönheit der botanischen Schöpfung Gottes.
An der Altarwand steht der Kanzel-Altar und rückt so die beiden wichtigsten Teile des evangelischen Gottesdienstes in das Zentrum, die Predigt und das Abendmahl. Die Malerei der vier Bogenfelder zeigt die zentralen Themen des Alten und Neuen Testamentes (von links nach rechts): die Zehn Gebote, den verheißenen Friedefürsten, das Golgathakreuz und den Kelch des Evangeliums. Das Sockelgeschoss vergegenwärtigt mit Ähren (Brot) und Trauben (Wein) das Abendmahl. Das beherrschende Rundfenster zeigt in der Mitte das altchristliche Kreuz mit gleich langen Balken, das ebenfalls den Grundriss der Kirche beschreibt. In dem Kreuz leuchtet das Golgatha-Kreuz auf mit seinem langen vertikalen Balken. Die vier umgebenden Kleinkreise zeigen die Symbole für Karfreitag bis Pfingsten: „die Dornenkrone mit Kelch als Zeichen für Karfreitag, unten das Lamm mit Siegesfahne als Symbol für Ostern, rechts Palmzweig und Zepter, die Himmelfahrt symbolisierend und oben die Taube als Zeichen für Pfingsten.
Im nördlichen „Seitenschiff“, der Nordkonche, sieht man das „Kirchenkampffenster“. „Die Jahreszahlen 1934-45 verweisen auf die Zeit der nationalsozialistischen Diktatur, als die evangelischen Christen auch in Werden in zwei Lager gespalten waren: die Anhänger der Kirchenpartei der Deutschen Christen, nationalsozialistisch orientiert, die sich in der Presbyteriumswahl 1934 durchsetzten, und die kleinere Gruppe der Bekennenden Kirche. Das Fenster wurde aus dem Restvermögen der Bekenntnisgemeinde nach dem Zweiten Weltkrieg finanziert.“ (zitiert nach Heimeshoff, Die evangelische Kirche in Essen-Werden, S.19) Die genannte Bibelstelle 1. Timotheus 6,12 beginnt mit: „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens…“.
Auffällig sind die vielen Engelsköpfe, 77 an der Zahl, die man an Kapitellen‚ der Kanzel, am Orgelprospekt‚ an den Türen und in Wandmalereien findet. Sie sind Wesen, den Menschen gleich, Auftragserfüller Gottes. Jeder Engelskopf ist individuell gestaltet. Sie erinnern an den Psalm 91,12: „Denn er hat seinen Engeln befohlen über Dir, dass sie dich auf Händen tragen…”.
Die Kirche wurde von 1987 bis 2002 umfangreich innen und außen saniert und restauriert.